Ansprechpartner: Georg Raeth
Die ersten Minuten einer Begegnung sind entscheidend in vielen Lebenssituationen. Beim Kennenlernen, im Vorstellungsgespräch, im privaten wie beruflichen Umfeld. Warum sollte es sich anders verhalten, wenn der Bestatter zu einem Sterbefall hinzugebeten wird?
„Es sind stets emotionale Ausnahmesituationen bei den Hinterbliebenen, die mich zum Beistand für die Beerdigung eines Verstorbenen hinzurufen. Wenn ich zum ersten Mal vor dem Trauerhaus stehe, gehe ich völlig offen auf die Menschen zu, lasse die Situation auf mich wirken. Denn jeder Angehörige verarbeitet den Verlust eines lieben Menschen anders, da gibt es absolut kein Schema“, beschreibt Bestatter Georg Raeth, den viele aus der Region kennen. Es sei ihm ein Anliegen, die Menschen persönlich zu besuchen, auch wenn er ein Team mit drei Festangestellten hinter sich weiß. Es komme auf die ausgewogene Mischung von Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl, von Empathie und Vertrauen in dem Trauergespräch an.
Ein wenig helfe die Erfahrung aus zwei Jahrzehnten in diesem Dienstleistungsberuf, aber die Form des Abschiednehmens sei stets wie der Mensch: einzigartig, nie Routine. „Unsere Bestattungskultur hat sich durch verschiedene Einflüsse verändert, sie unterliegt einem Wandel. Es gibt inzwischen so viele moderne Facetten. Wir machen so ziemlich alles möglich, was die Angehörigen sich vorstellen oder der Verstorbene zu Lebzeiten verfügt hat“, so der Ponter. In Zeiten der Corona-Pandemie mitunter etwas schwierig, aber auch auf Abstand können sich alle verabschieden.
Am Liebsten sei ihm aber ein „Tischgespräch ohne konkreten Anlass“, wie er es nennt. In angenehmer Atmosphäre seines Büros, in das der kürzlich in die Ortsmitte von Pont, umgezogen ist. Wer ihn auf das Thema Beerdigung in jeder Form anspricht, dem rät er: „Macht euch bitte vorher Gedanken darüber, was ihr möchtet.“ Bei bestimmten Wünschen hinterfragt Raeth die Konsequenz einer Entscheidung für die Hinterbliebenen, beispielsweise bei einer anonymen Bestattung oder bei der Frage nach der Grabpflege.
Erst kürzlich habe er in der Volkshochschule in geselliger Runde referiert, er werde in Selbsthilfegruppen gebeten, veranstaltete Infoabend in den eigenen Räumen. Sogar im Religionsunterricht beantwortete der Bestatter Fragen zu einem Thema, das der Jugend noch so weit weg erscheint. Meistens auf jeden Fall.
„Es gibt viele Willensbekundungen, die lange vorher festgelegt werden können. Ich meine damit eine Patientenverfügung, die Vorsorgevollmacht und eine Betreuungsverfügung. Man kann eine Person seines Vertrauens benennen“, rät der Bestatter. Selbstverständlich gebe bei einem Sterbefall eine Fülle von Formalitäten und Abläufe zu erledigen, mit denen Angehörige sich vorher nicht auseinandergesetzt haben. „Die Entscheidung, auf welchen letzten Weg der Verstorbene antritt, muss nicht in den ersten Stunden entschieden werden“, beruhigt Georg Raeth. Was die individuelle Gestaltung der letzten Reise betrifft, gibt es hierzulande die Wahl einer Erd- oder Feuerbestattung. Letztere Form nehme zu, inzwischen mit einem Anteil von rund 60 Prozent. „Wie die Urne danach beigesetzt wird, da gibt es viele Möglichkeiten“, erläutert der Bestatter. So kann sich das irdische Dasein wie ein Kreislauf schließen, und zwar in Anlehnung über die vier Elemente des Lebens: Erde – Wasser – Luft – Feuer.